Jun 19 2023

Blaue Nävi im digitalen Follow-up (NEWSBLOG)

Blaue Nävi sind gutartige dermale melanozytäre Proliferationen, die klinisch oft leicht zu erkennen sind. In seltenen Fällen können diese Läsionen atypische Merkmale aufweisen, die auf das Vorhandensein eines malignen blauen Nävus hinweisen oder kutane Metastasen eines Melanoms imitieren. In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurden 103 Patienten zwischen Dezember 1998 und November 2019 beobachtet. Ein Algorithmus der künstlichen Intelligenz wurde verwendet, um blaue Nävi aus den Datenbanken zweier digitaler Epilumineszenzgeräte zu identifizieren. Veränderungen im Bereich jeder Läsion wurden mit einem segmentierenden neuronalen Netzwerk berechnet. Eingeschlossen wurden 123 blaue Nävi von 103 Patienten. Die meisten der segmentierten Läsionen, 99 (91,7%), wurden als stabil angesehen. Von den 9 (8,3%) wachsenden blauen Nävi zeigten 2 (1,85%) ein signifikantes Wachstum. Es stellte sich heraus, dass es sich bei den untersuchten wachsenden blauen Nävi um zelluläre blaue Nävi handelte, die eine geringe Tumormutationslast aufwiesen und jeweils eine GNAQ c.626A>T-Veränderung aufwiesen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die meisten blauen Nävi während ihrer Entwicklung stabil bleiben. In seltenen Fällen können sie ein fortschreitendes Wachstum zeigen, obwohl keine histopathologischen oder molekularen Anzeichen von Malignität identifiziert wurden.

Quelle:

J Eur Acad Dermatol Venereol. 2023 Jan 25. http://doi.org/10.1111/jdv.18915.

Analysis of dermoscopic changes of blue nevi on digital follow-up: A 21-year retrospective cohort study.

Alamon-Reig F, Combalia M, Albero-González R, Alòs L, Carrera C, Puig-Butillé JA, Villanueva-Cañas JL, Puig S, Malvehy J, Podlipnik S.

Jun 16 2023

Erhöhtes Melanomrisiko nach Basalzellkarzinom (NEWSBLOG)

Das Basalzellkarzinom ist weltweit die häufigste Krebserkrankung bei Kaukasiern. Ziel dieser Studie war es, das Gesamtrisiko für Melanome bei Patienten mit diagnostiziertem Basalzellkarzinom zu untersuchen. Diese bevölkerungsbasierte retrospektive Kohortenstudie umfasste Daten von Januar 2010 bis Dezember 2018 aus den Datenbanken der Clalit Health Maintenance Organization und zweier großer Pathologielabore im Nordbezirk, Israel. Es wurden die Inzidenz und das Risikoverhältnis von Melanomen bei Patienten mit der Diagnose Basalzellkarzinom ermittelt. Von den 466.700 Teilnehmern waren 51% Frauen und die mittlere Nachbeobachtungszeit (Standardabweichung) betrug 6,7 (2,9; Range 1–9) Jahre. Im Untersuchungszeitraum wurde bei insgesamt 3.338 Patienten ein Basalzellkarzinom diagnostiziert, 82 von ihnen entwickelten anschließend ein Melanom. Patienten mit Basalzellkarzinom hatten eine signifikant höhere Melanominzidenz als Patienten ohne Basalzellkarzinom (2,46% vs. 0,37%; p < 0,0001). Die univariate Cox-Regressionsanalyse ergab eine Hazard Ratio von 6,6 (95%-Konfidenzintervall: 3,6–12,1; p < 0,0001) für Melanome bei Patienten mit der Diagnose Basalzellkarzinom. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Diagnose eines Basalzellkarzinoms eine erhebliche Risikoerhöhung für ein späteres Melanom mit sich bringt.

Quelle:

Acta Derm Venereol. 2023 Jan 5;103:adv00841. http://doi.org/10.2340/actadv.v103.4402.

Risk of Melanoma in Patients with Basal Cell Carcinoma: A Population-based Cohort Study.

Kushnir-Grinbaum D, Krausz J, Rahal N, Apel-Sarid L, Ziv M.

Jun 12 2023

Doppeldosis-Erfordernis von oralem Ivermectin bei Skabies (NEWSBLOG)

Da Sarcoptes scabiei mutmaßlich immer weniger empfindlich auf Permethrin reagiert, haben Ärzte damit begonnen, orales Ivermectin als Erstbehandlung zu verschreiben. Leitlinien empfehlen die orale Gabe von 200 µg kg-1 Ivermectin in zwei Dosen im Abstand von einer Woche. Allerdings empfiehlt die Blackbox des in Italien registrierten Ivermectins eine Einzeldosis. Um diese beiden Therapien zu vergleichen, sammelten die Autoren 71 Fälle von Skabies und behandelten sie gemäß diesem Protokoll (Einzeldosisgruppe). Diese Population wurde mit 68 Patienten verglichen, die zwei Dosen im Abstand von einer Woche erhielten. Bei 98% der Patienten der Doppeldosisgruppe wurde eine Heilung erreicht. In der Einzeldosisgruppe war die Behandlung nur bei 58% der Patienten erfolgreich. Diese Studie bestätigt, dass das Fehlen einer zweiten Einnahme von oralem Ivermectin einer der Hauptindikatoren für ein Therapieversagen ist (P < 0,001), was auch die Wahrscheinlichkeit einer Resistenzentwicklung bei S. scabiei erhöhen könnte.

Quelle:

Clin Exp Dermatol. 2023 Mar 1;48(3):232-234. http://doi.org/10.1093/ced/llac092.

Oral ivermectin to treat scabies: a comparison of two different regimens.

Balestri R, Magnano M, Infusino SD, Girardelli CR, Ioris T, Rech G.

Jun 09 2023

Metformin bei Acne vulgaris (NEWSBLOG)

Acne vulgaris ist mit einer Insulinresistenz und einem erhöhten Insulin-ähnlichen Wachstumsfaktor 1 (IGF-1) assoziiert. Metformin wird häufig zur Behandlung von Akne bei Patienten mit PCOS eingesetzt. Der Nutzen von Metformin bei Patienten mit Akne im Allgemeinen ist jedoch nicht eindeutig belegt. In dieser Beobachtungsstudie wurden 30 klinisch bestätigte Acne vulgaris-Patienten drei Monate lang mit Metformin (1000 mg/Tag) ohne andere topische oder systemische Wirkstoffe gegen Akne behandelt. Diese Metformin-Monotherapie senkte den Global Acne Grading Score signifikant, gefolgt von einem geringfügigen Anstieg des Insulins und einem signifikanten Anstieg von IGF-1. Desweiteren wurde ein signifikanter Rückgang des freien Androgenindex beobachtet, der auf einen signifikanten Anstieg des Sexualhormon-bindenden Globulins (SHBG) bei gleichzeitiger Abnahme des Testosterons zurückzuführen war. Die Expression von Forkhead Box O1 (FoxO1) wurde durch Metformin-Behandlung auf mRNA-Ebene signifikant herunterreguliert, ohne dass es zu signifikanten Veränderungen auf Proteinebene kam. Expression lipogener Gene, nämlich 3-Hydroxy-3-methylglutaryl-Coenzym-A-Reduktase (HMG-CoA-Reduktase), Squalenepoxidase und Acyl-CoA-Synthetase wurden ebenfalls herunterreguliert. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Metformin-Monotherapie zu einer signifikanten klinischen Verbesserung der Akne führte, möglicherweise durch eine Reduzierung des Testosterons, eine Hemmung von FoxO1 und eine Reduzierung der Lipidsynthese durch eine Verringerung der Expression lipogener Gene.

Quelle:

Clin Exp Dermatol. 2023 Jan 19:llad020. http://doi.org/10.1093/ced/llad020.

Effects of metformin on clinical, hormonal and relevant gene expression parameters in patients of acne - an observational study.

Kamboj P, Kaushik A, Handa S, Dutta P, Saikia UN, Pal A, De D.

Jun 05 2023

Secukinumab-induzierter oraler Lichen ruber (NEWSBLOG)

Lichen ruber planus ist eine chronische T-Zell-vermittelte Erkrankung, bei der Lymphozyten, einschließlich Th17-Zellen, auf den dermo-epidermalen Übergang reagieren, der Grenzflächenveränderungen (Interface changes) zeigt. Kürzlich wurden IL-17-vermittelte Veränderungen im oralen Mykobiom, einschließlich der Proliferation von Candida- und Aspergillus-Pilzen, als möglicher Pathomechanismus des oralen Lichen planus (OLP) propagiert. Die Autoren  dieses Fallberichts behandelten einen 54-jährigen Mann, der an Psoriasis-Arthritis litt. Secukinumab verbesserte schnell die Haut- und Gelenksymptome, aber innerhalb von 4 Wochen traten eine schmerzhafte Erosion an der Lippe und Soor an der Mundschleimhaut auf. Die Erosion wurde histopathologisch als OLP identifiziert. Obwohl die Candidiasis mit topischem Miconazolnitrat erfolgreich behandelt werden konnte, verschlechterte sich der labiale OLP während der Secukinumab-Gabe trotz der Anwendung verschiedener topischer Wirkstoffe. Die Ärzte wechselten schließlich von Secukinumab zu Risankizumab, einem Anti-IL-23p19-Wirkstoff, der die OLP-Läsion des Patienten innerhalb von 4 Wochen ohne erneutes Auftreten der Candidiasis dramatisch verbesserte. Anti-IL-23p19-Substanzen haben keinen Einfluss auf das orale Mykobiom und erscheinen als potenzielle Therapieoption für refraktären OLP, einschließlich durch Biologika induzierten OLP.

Quelle:

J Dermatol. 2023 Jan 11. http://doi.org/10.1111/1346-8138.16719.

Secukinumab-induced oral lichen planus in a psoriatic arthritis patient ameliorated after a switch to risankizumab.

Fujita Y, Sugai T, Maya Y, Inamura E, Hirano Y, Shimizu S.

Jun 02 2023

Migräne beim Antiphospholipid-Syndrom (NEWSBLOG)

Kopfschmerzen, oft migräneartig, treten häufig bei Patienten mit Antiphospholipid-Antikörpern auf, unabhängig davon, ob sie die Sydney-Kriterien für eine eindeutige Diagnose des Hughes-Syndroms erfüllen oder nicht. Migräne kann bei dieser Patientengruppe ein Vorbote eines Schlaganfalls sein, und selbst refraktäre Migräne kann in diesem klinischen Kontext gut auf eine antithrombotische Therapie ansprechen. Allerdings sehen oder erkennen die meisten Neurologen in ihrer Praxis nicht viele aPL-positive Patienten. Daher sollten sich Fachärzte wie Hämatologen, Rheumatologen und Dermatologen, bei denen diese Patienten vorstellig werden können, bewusst machen, dass refraktärer Kopfschmerz eine Manifestation der immunvermittelten Hyperkoagulation sein kann.

Source:

Lupus. 2023 Mar;32(3):319-324. http://doi.org/10.1177/09612033231153790.

What you need to know about migraine in Hughes syndrome patients.

Schofield JR, Hassell KL.

 

May 29 2023

Genetischer Einfluss bei solaren Lentigines (NEWSBLOG)

Solare Lentigines sind ein Kennzeichen der menschlichen Hautalterung. Sie entstehen durch chronische Exposition gegenüber Sonnenlicht und anderen Umweltstressoren. Jüngste Studien deuten auch auf genetische Faktoren hin, aber die Ergebnisse sind teilweise widersprüchlich. In dieser Studie wurde festgestellt, dass genetische Varianten der Telomerase-Reverse-Transkriptase in zwei ostasiatischen und einer kaukasischen Population signifikant mit extrafacialen solaren Lentigignes assoziiert waren. Dieselben Varianten waren nominell mit Lentigines im Gesicht assoziiert, aber nicht mit anderen Hautalterungs- oder Hautpigmentierungsmerkmalen. Bemerkenswert ist, dass andere bekannte Telomerase-Reverse-Transkriptase-verwandte Alterungsmarker nicht mit solaren Lentigines assoziiert waren. Diese Ergebnisse deuten auf eine bisher nicht erkannte Rolle der Telomerase-Reverse-Transkriptase (bzw. Hochregulation der Transkription des Telomerase-Reverse-Transkriptase-Gens) bei der Bildung von Lentigines im Zusammenhang mit der Hautalterung hin.

Quelle:

J Invest Dermatol. 2022 Dec 24:S0022-202X(22)02846-9. http://doi.org/10.1016/j.jid.2022.11.016.

Genetic Variants in Telomerase Reverse Transcriptase Contribute to Solar Lentigines.

Peng Q, Liu Y, Huels A, Zhang C, Yu Y, Qiu W, Cai X, Zhao Y, Schikowski T, Merches K, Liu Y, Yang Y, Wang J, Zhao Y, Jin L, Zhang L, Krutmann J, Wang S.

May 26 2023

Pigmentaufhellende Wirkung von Botulinumtoxin (NEWSBLOG)

Eine Botulinumtoxin-Injektion zur Faltenreduktion soll eine aufhellende Wirkung auf die Haut haben. Die Veränderung des Melaninspiegels wurde jedoch noch nicht quantifiziert. Jedem Patienten wurde eine Standarddosis Botulinumtoxin in die Stirn-, Glabella- und Krähenfußregion injiziert und anschließend der Melaninindex mit dem Mexameter® MX 18 (Courage + Khazaka Electronic, Köln) gemessen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die faltenreduzierende Anwendung von Botulinumtoxin auch zu einer Verringerung des Melaninindex mit Aufhellung der Gesichtshaut führen kann. Bemerkenswert war insbesondere, dass dieser Rückgang im Bereich der Stirn relativ stärker ausgeprägt war – einer Region, die im Vergleich zu anderen Regionen besonders anfällig für Sonneneinstrahlung ist.

Quelle:

Int J Dermatol. 2023 Feb;62(2):250-256. http://doi.org/10.1111/ijd.16522.

The clinical effect of botulinum toxin on pigmentation.

Erdil D, Manav V, Türk CB, Kara Polat A, Koku Aksu AE.

May 22 2023

Omalizumb als Adjuvans zu Rituximab bei bullösem Pemphigoid (NEWSBLOG)

Patienten mit refraktärem bullösem Pemphigoid (BP) erreichen nach der Behandlung mit Rituximab eine Remission, benötigen dafür jedoch hochdosierte systemische Kortikosteroide. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, die klinische Wirksamkeit von Omalizumab als adjuvante Behandlung zu Rituximab bei Patienten mit refraktärem BP zu untersuchen. Von den 49 in die Studie einbezogenen Patienten erhielten 25 eine Rituximab-Monotherapie und 17 eine Kombinationstherapie mit Rituximab und Omalizumab. Die Rituximab plus Omalizumab-Gruppe zeigte eine kürzere Zeit bis zur Remission (15 Tage vs. 67,5 Tage, p < 0,001) und niedrigere Kortikosteroiddosis für 60 Tage nach der Verabreichung von Rituximab (698,4 mg vs. 1087,4 mg Methylprednisolon, p < 0,001 ) im Vergleich zur Rituximab-Monotherapiegruppe. Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass eine Kombinationstherapie mit Rituximab und Omalizumab den Remissionsstatus schneller erreichen kann als eine Rituximab-Monotherapie, wodurch die Gesamtdosis an Kortikosteroiden reduziert wird.

Quelle:

J Dermatol. 2022 Dec 13. http://doi.org/10.1111/1346-8138.16678.

Clinical effect of omalizumab as an adjuvant treatment to rituximab in patient with refractory bullous pemphigoid.

Kwon IJ, Kim T, Yoo DS, Min S, Kim SC, Kim JH.

May 19 2023

TNF-alpha-Inhibitoren und Acne fulminans: Freund oder Feind? (NEWSBLOG)

Acne fulminans ist eine seltene Variante der entzündlichen Akne mit plötzlicher Eruption von schmerzhaften Knötchen, Pusteln und hämorrhagischen Ulzerationen, die oft mit systemischen Symptomen einhergehen. Paradoxe Nebenwirkungen von TNF-alpha-Inhibitoren wurden berichtet, und seltene Hautkomplikationen umfassen Pyoderma gangraenosum, Sweet-Syndrom-ähnliche Hypersensitivitätsreaktionen und pustulöse Follikulitis. Diese Veröffentlichung berichtet über einen ungewöhnlichen Fall von Acne fulminans bei einem Patienten mit Morbus Crohn, der sich durch Adalimumab verschlimmerte, das als Zweitlinienbehandlung für Acne fulminans gilt. Nach Einschätzung der Autoren illustriere dieser Fall, dass akneiforme Eruptionen möglicherweise eine zu wenig berichtete paradoxe Nebenwirkung einer Anti-TNF-Alpha-Therapie sind.

Quelle:

Pediatr Dermatol. 2022 Dec 27. http://doi.org/10.1111/pde.15226.

Tumor necrosis factor-alpha inhibitors and acne fulminans: Friend or foe?

Barry KK, Neale HD, Hawryluk EB.

  

Anzeige

©WIKIDERM GmbH • KontaktFAQImpressumNutzungsbedingungenDatenschutzerklärungFacebook